Karriereturbo mit der Schleimtaktik
Foto: Nico Klein-Allermann, Claudia Göpperl, Shutterstock, beigestellt
Sympathie bei einem Vorstellungsgespräch kann ein bleibender Vorteil sein. Das sagt zumindest der amerikanische Wirtschaftswissenschafter Chad A. Higgins, der mit einem Experiment herausgefunden hat, wie hilfreich Sympathie während eines Einstellungsgespräches sein kann. Er untersuchte das Bewerbungsverhalten von 116 Studenten. Diejenigen, die es vermochten, sich einzuschleimen, hatten bessere Chancen voranzukommen und wurden zumindest in die zweite Bewerbungsrunde eingeladen.
War der Grund dafür, dass sie freundlicher wahrgenommen wurden oder dass sie sich unsichtbar in die Herzen der Personalchefs geschleimt hatten? Man weiß es nicht. Sie passten schlicht und ergreifend einfach besser ins Team. Das ebnete ihnen den ersten Weg zum Erfolg.
Was bedeutet es aber überhaupt, die Kunst des Schleimens zu beherrschen? Die meisten Menschen verstehen darunter, dem Chef bei allem, was er sagt, beizupflichten und geheucheltes Interesse vorzutäuschen. Aber will man besser als ein normaler Durchschnittsschleimer erscheinen, muss man darüber hinaus mehr zu geben bereit sein. „Die Kunst des Schleimens besteht nicht darin, zu allem, was der Chef sagt, Ja und Amen zu sagen, sie besteht vielmehr darin, seine strategischen Überlegungen und Ahnungen vorauszuahnen und sie zu verbalisieren, bevor er es tut“, so Hauke Brost, Journalist und Bestsellerautor, unter anderem des Karriere-Fachbuches „Wie die lieben Kollegen ticken“. Man muss dafür aber nicht gleich Hellseher werden. Oft reicht ein gewisses Quäntchen an Aufmerksamkeit aus und das oft zitierte „Zur richtigen Zeit am richtigen Ort“. Was in diesem Falle auch einfach bedeuten kann: Mund auf –Idee raus, bevor es ein anderer tut! Dabei kann es vorteilhaft sein, wenn man auf den sympathisch wirkt, bei dem man hofft, Gehör zu finden.
Sozialpsychologisch gesehen finden sich Menschen besonders anziehend, wenn sie ähnliche Werte, Vorstellungen oder Interessen pflegen. Um seinem Gegenüber die Gelegenheit geben zu können, herauszufinden, inwieweit man sich nun ähnlich ist, sind Zusammentreffen und Gespräche vonnöten. Was aber, wenn man dabei herausfindet, dass man verschiedener nicht sein kann? Der Durchschnittsschleimer würde…
Foto: Nico Klein-Allermann, Claudia Göpperl, Shutterstock, beigestellt
Sympathie bei einem Vorstellungsgespräch kann ein bleibender Vorteil sein. Das sagt zumindest der amerikanische Wirtschaftswissenschafter Chad A. Higgins, der mit einem Experiment herausgefunden hat, wie hilfreich Sympathie während eines Einstellungsgespräches sein kann. Er untersuchte das Bewerbungsverhalten von 116 Studenten. Diejenigen, die es vermochten, sich einzuschleimen, hatten bessere Chancen voranzukommen und wurden zumindest in die zweite Bewerbungsrunde eingeladen.
War der Grund dafür, dass sie freundlicher wahrgenommen wurden oder dass sie sich unsichtbar in die Herzen der Personalchefs geschleimt hatten? Man weiß es nicht. Sie passten schlicht und ergreifend einfach besser ins Team. Das ebnete ihnen den ersten Weg zum Erfolg.
Was bedeutet es aber überhaupt, die Kunst des Schleimens zu beherrschen? Die meisten Menschen verstehen darunter, dem Chef bei allem, was er sagt, beizupflichten und geheucheltes Interesse vorzutäuschen. Aber will man besser als ein normaler Durchschnittsschleimer erscheinen, muss man darüber hinaus mehr zu geben bereit sein. „Die Kunst des Schleimens besteht nicht darin, zu allem, was der Chef sagt, Ja und Amen zu sagen, sie besteht vielmehr darin, seine strategischen Überlegungen und Ahnungen vorauszuahnen und sie zu verbalisieren, bevor er es tut“, so Hauke Brost, Journalist und Bestsellerautor, unter anderem des Karriere-Fachbuches „Wie die lieben Kollegen ticken“. Man muss dafür aber nicht gleich Hellseher werden. Oft reicht ein gewisses Quäntchen an Aufmerksamkeit aus und das oft zitierte „Zur richtigen Zeit am richtigen Ort“. Was in diesem Falle auch einfach bedeuten kann: Mund auf –Idee raus, bevor es ein anderer tut! Dabei kann es vorteilhaft sein, wenn man auf den sympathisch wirkt, bei dem man hofft, Gehör zu finden.
Sozialpsychologisch gesehen finden sich Menschen besonders anziehend, wenn sie ähnliche Werte, Vorstellungen oder Interessen pflegen. Um seinem Gegenüber die Gelegenheit geben zu können, herauszufinden, inwieweit man sich nun ähnlich ist, sind Zusammentreffen und Gespräche vonnöten. Was aber, wenn man dabei herausfindet, dass man verschiedener nicht sein kann? Der Durchschnittsschleimer würde nun anfangen zu flunkern, bis die Blumen blühen. Er ändert nicht nur seine Lieblingsfarbe binnen Sekunden, wenn gewünscht, sondern auch seine Meinung. Keine Mühen scheut er, um ein adäquater Hochglanzabzug seines Vorgesetzten zu werden. Aber Vorsicht! Hier begibt man sich auf glattes Terrain. Denn wie viel rektale Nähe zum Chef kann dieser oder man selbst ertragen? „Der perfekte Schleimer weiß, dass der eigene Chef von lauter Jasagern umgeben ist und diesen Umstand zutiefst verabscheut. Er wird sich deshalb von der Kollegenschaft abgrenzen und bewusst den „Advocatus Diaboli“, den Anwalt des Teufels, spielen. Er tut dies nicht aus Sorge um das Wohl der Firma, sondern weil er dem Chef positiv auffallen will“, meint Brost. Es ist also nicht unbedingt wichtig, identisch zu sein – viel wichtiger ist es, authentisch man selbst zu sein. Gerade mit Ehrlichkeit und ernsthaftem Interesse kann man positive Sympathien erwecken, die, wie bereits bekannt, von Vorteil sind. Man denke nur daran, dass es jedem beispielsweise wesentlich leichter fällt, einem Menschen, der einem sympathisch ist, einen Gefallen zu tun. Das bereitet Freude! So auch dem Chef.
Auch durch kleine Schmeicheleien macht man sich beliebt. Denn wer hört nicht gerne Komplimente? Aber auch hierbei sei gewarnt vor übermäßigem und vor allem nicht ernst gemeintem Gebrauch. „Für manche Menschen ist es leicht, Komplimente zu machen. Die meisten merken es aber, ob es ehrlich gemeint ist oder nur Taktik. Und das ist die große Gefahr dabei“, erklärt Christine Öttl, Bewerbungscoach von „objektiv.Bewerbung & Business“ in München. Ehrliche Bewunderung erhöht die Glaubhaftigkeit erheblich. Also lieber öfter mal Kleinigkeiten bewundern, wie die hübschen Schuhe der Kollegin, anstatt krampfhaft nicht ernst zu nehmende Lobeshymnen auf Kollegen oder Chefitäten singen. Denn falsches und unehrliches Verhalten wird eben als negativ besetztes, klassisches Schleimen wahrgenommen. Das zeichnet den
normalen Durchschnittsschleimer aus. Das einfachste Rezept im beruflichen Alltag, das wohl auch für private Kontakte gilt: Seien Sie höflich, respektvoll und ehrlich mit Ihren Mitmenschen!
Hauke Brost
Journalist und Buchautor
Hauke Brost ist Chefreporter bei BILD Hamburg
und Bestsellerautor, unter anderem von „Wie die lieben Kollegen ticken“ -Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag- in dem er auf humorvolle Weise Tipps für eine erfolgreiche Karriere gibt.
hauke.brost@bild.de
Meine Top-10- Schleimer-Tipps
1. Kleidung. Kopieren Sie die Klamotten Ihres Chefs. Tragen Sie dieselben Farben, dasselbe Outfit.
2. Auto. Fahren Sie „seine“ Automarke, allerdings ein bis zwei Modelle kleiner.
3. Handyexperte. Machen Sie sich mit allen Funktionen seines Handys vertraut.
4. Meeting. Wählen Sie einen Platz ganz vorne und schauen Sie Ihrem Chef direkt in die Augen.
5. Fleiß. Lehnen Sie keinen Auftrag ab.
6. Kontakt. Knüpfen Sie Netzwerke.
7. Aktensammlung. Legen Sie über „feindliche“ Kollegen Dossiers an.
8. Ressorterweiterung. Mischen Sie sich in fremde Arbeitsbereiche ein.
9. Konzept. Präsentieren Sie Ihrem Chef mindestens einmal jährlich einen Verbesserungsvorschlag der Arbeitsstrukturen oder zu Einsparmöglichkeiten.
10. Bestandsaufnahme. Notieren Sie sich jedes private Detail von Kollegen, z. B. Hochzeitstage – in einem Jahr werden Sie darauf zurückkommen und Sie werden einen Freund mehr in der Firma haben, der beim Chef für Sie sprechen wird.
Christine Öttl
Bewerbungscoach und Buchautorin
Öttl ist seit 1999 selbstständig als Bewerbungsberaterin mit dem Unternehmen „objektiv.
Bewerbung & Business“ tätig. Gemeinsam mit ihrer Geschäftspartnerin schreibt sie diverse Ratgeber zum Thema Bewerbung, Karriere und Kommunikation.
objektiv@selbstmarketing.de
ROLLING PIN: Wie wichtig ist es, sich beim ersten Kontakt mit dem potenziellen zukünftigen Chef einzuschmeicheln?
Christine Öttl: Tun Sie es gar nicht! Wenn Sie es nicht ehrlich meinen, macht es Sie nicht gerade sympathisch. Nur wenn es wirklich von Herzen kommt und wenn es natürlich ist, macht es Sinn.
RP: Inwieweit ist es ratsam, nutzbringenden Charme einzusetzen?
Öttl: Man sollte mit anderen Dingen punkten. Beispielsweise mit einer guten Vorbereitung. Mit echter Überzeugung, fachlicher Qualifikation und guten Skills. Eine überzeugende, stabile Selbstpräsentation wirkt viel besser. Man soll versuchen, mit seinem Gegenüber einen Dialog zu schaffen. Denn ein gutes Gespräch hinterlässt immer einen guten Eindruck.
RP: Wie wichtig ist der Sympathie-faktor im Vergleich zu den Fähigkeiten eines Bewerbers?
Öttl: Die Fähigkeiten sind fundamental! Man kann noch so nett sein, wenn aber grundlegende Fähigkeiten fehlen, so ist das spätestens nach ein paar Wochen für alle unangenehm. Wenn man sich die fehlende fachliche Qualifikation aber rasch aneignen kann, haben freundlichere Menschen die besseren Chancen.