Die Zukunft des Bullen
Fotos: Werner Krug
ROLLING PIN: „elBulli“ wird ab 2014 eine Stiftung werden. Wieso haben Sie sich zu diesem Schritt entschieden?
Ferran Adrià: Mein langjähriger Freund und Geschäftspartner Juli Soler und ich sind einfach an dem Punkt unseres Lebens angekommen, an dem wir gerne etwas an die Gesellschaft zurückgeben wollen. Wir hatten bisher das Riesenglück, dass wir das, was wir am allermeisten lieben und wofür wir leidenschaftlich brennen, auch beruflich jeden Tag ausüben können. Die „elBullifoundation“ ist unser Weg, uns dafür zu bedanken. Das Ziel ist, durch Kreativität das Rad des Außergewöhnlichen – und das nicht unbedingt ausschließlich in der Gastronomie – anzutreiben. Ein noch nie da gewesenes Projekt!
RP: Was ist das Ziel der „elBullifoundation“? Was kann man sich darunter vorstellen?
Adrià: Die Stiftung hat zwei Hauptziele. Zum einen wird es natürlich als eine Art Archiv der Dokumente, Rezepte, Bücher und Objekte des „elBulli“-Restaurants fungieren. Zum anderen wird es ein Kreativitätscenter sein, in dem Ideen geboren werden, die in weiterer Folge Kollegen aus allen Sparten der Gastronomie zur Verfügung stehen sollen. Oft hat kreatives Denken in den Restaurants selbst, vor allem durch die Arbeitszeiten bedingt, gar keinen Platz mehr. Genau da wollen wir als Kreativitätswerkstätte eingreifen und Ideen ganz einfach liefern, um Vielfältigkeit in der Gastronomie zu fördern. Unser Leitspruch beschreibt unsere Vision denke ich am besten…
Fotos: Werner Krug
ROLLING PIN: „elBulli“ wird ab 2014 eine Stiftung werden. Wieso haben Sie sich zu diesem Schritt entschieden?
Ferran Adrià: Mein langjähriger Freund und Geschäftspartner Juli Soler und ich sind einfach an dem Punkt unseres Lebens angekommen, an dem wir gerne etwas an die Gesellschaft zurückgeben wollen. Wir hatten bisher das Riesenglück, dass wir das, was wir am allermeisten lieben und wofür wir leidenschaftlich brennen, auch beruflich jeden Tag ausüben können. Die „elBullifoundation“ ist unser Weg, uns dafür zu bedanken. Das Ziel ist, durch Kreativität das Rad des Außergewöhnlichen – und das nicht unbedingt ausschließlich in der Gastronomie – anzutreiben. Ein noch nie da gewesenes Projekt!
RP: Was ist das Ziel der „elBullifoundation“? Was kann man sich darunter vorstellen?
Adrià: Die Stiftung hat zwei Hauptziele. Zum einen wird es natürlich als eine Art Archiv der Dokumente, Rezepte, Bücher und Objekte des „elBulli“-Restaurants fungieren. Zum anderen wird es ein Kreativitätscenter sein, in dem Ideen geboren werden, die in weiterer Folge Kollegen aus allen Sparten der Gastronomie zur Verfügung stehen sollen. Oft hat kreatives Denken in den Restaurants selbst, vor allem durch die Arbeitszeiten bedingt, gar keinen Platz mehr. Genau da wollen wir als Kreativitätswerkstätte eingreifen und Ideen ganz einfach liefern, um Vielfältigkeit in der Gastronomie zu fördern. Unser Leitspruch beschreibt unsere Vision denke ich am besten: „Es wird Risiko, Freiheit und Kreativität geben. Darum wird es auch weder Dienstpläne noch Reservierungen, noch Routine geben. Die ‚elBullifoundation‘ ist die Freiheit zum Kreieren.“
RP: Dem Leitspruch nach zu schließen, heißt das also, es gibt gar kein fixes Konzept?
Adrià: So würde ich das nicht sagen. Die „elBullifoundation“ ist ein neues Szenario, von dem noch keiner so genau weiß, welche Richtung es haben wird. Natürlich wissen wir, wie die „elBullifoundation“ aussehen wird und was darin geschehen soll, aber welchen Einfluss sie haben wird und welche Konsequenzen sich ergeben, können wir nicht einmal erahnen. Oberstes Ziel ist stets, die gesamte Kreativität, die wir aufbringen können, zu teilen und weiterzuentwickeln.
RP: Wie finanziert sich das ganze Projekt? Kann man sich in das Know-how der „elBullifoundation“ einkaufen?
Adrià: Die Informationen sind gratis. Die „elBullifoundation“ ist eine private Stiftung. Vorläufig stehen Juli und ich an erster Stelle, um das Projekt zu finanzieren. Natürlich schließen wir die Zusammenarbeit mit Sponsoren und Patronen in Zukunft nicht aus. Doch auch im Zuge von Kooperationen bleibt es oberste Prämisse, dass die „elBullifoundation“ ein Projekt ist, an dessen Spitze die Freiheit zur Kreativität steht.
RP: Ein Projekt mit unplanbaren Auswirkungen und Effekten, das Sie privat finanzieren. Scheuen Sie das Risiko nicht?
Adrià: Einer der größten Unterschiede im Leben ist der, dass 99,9 Prozent der Menschen nichts riskieren und 0,1 Prozent schon. Von denjenigen, die etwas riskieren, scheitern die meisten. In unserem Fall hoffen wir auch aufgrund unserer Erfahrung, dass es ein Erfolg wird. Die Challenge muss ganz einfach immer bestehen – darum geht es.
RP: Wer wird in der Denkschmiede mitarbeiten und wie werden die Mitarbeiter ausgewählt?
Adrià: Das Kernteam, das seit Jahren mit uns zusammenarbeitet, bleibt bestehen. Zusätzlich werden pro Saison 15 Mitarbeiter – wir vermeiden bewusst den Begriff Praktikanten – bei uns tätig sein. Zum Großteil Köche, aber auch kreative Köpfe aus anderen Branchen wie Architektur, Kunst oder Design sollen ihren Input liefern. So erwarten wir uns spannende Ergebnisse. Eingesandte Bewerbungen selektieren wir vor und entscheiden uns dann nach einigen Probetagen direkt bei uns in der „elBullifoundation“.
RP: Bis zur Eröffnung 2014 sind es ja noch einige Jahre – was wird in der Zwischenzeit geschehen?
Adrià: Wir haben einige weitere Projekte am Start. Wir werden viel reisen, um uns von der Kreativität in anderen Ländern inspirieren zu lassen. Zusätzlich werde ich als Gastlektor in Harvard unterrichten und drei Bücher werden neu auf den Markt gebracht. Eines davon wird eine Hommage an alle ehemaligen Mitarbeiter von „elBulli“ werden. Ich sage immer, ich bin umgeben vom besten Team der Welt, sonst wäre dieser Erfolg niemals möglich gewesen.
RP: Apropos bestes Team der Welt. Was sagen Sie dazu, dass Sie Ihr einstiger Schüler, René Redzepi, mit dem Restaurant „noma“ von der Spitze der 50 weltbesten Restaurants abgelöst hat?
Adrià: Das beste Restaurant der Welt existiert nicht. Natürlich gibt es geniale Köche, die die Gastronomie beeinflussen, aber die Liste an sich nehme ich nicht besonders ernst. Sagen wir es einfach so: Es kommt der Tag, an dem René Redzepi nicht mehr an der Spitze dieser Liste steht. Dennoch wird er immer noch ein großartiger Koch sein. Die Liste wird überbewertet. Lassen Sie sich das von jemandem, der bereits fünfmal als erster daraufstand, sagen.
RP: Die Frage zum Abschluss an den Mann, der als Inbegriff des Kreativkochs gilt. Welchen Beruf hätten Sie ergriffen, wenn Sie nicht Koch geworden wären?
Adrià: Ich weiß es nicht. Das ist das Leben und um Dinge, die man nicht ändern kann oder will, soll man sich auch nicht sorgen!
Kreativ und frei!
Adrià setzt neue Maßstäbe
Ab 2014 wird das „elBulli“ in Form einer Stiftung der „elBullifoundation“ seine Tore für kreative Köpfe aus der ganzen Welt öffnen. Ein Restaurant im herkömmlichen Sinn wird es nicht mehr geben. An oberster Stelle steht die Freiheit für kreatives Schaffen. Eine Denkwerkstätte, von der Restaurants und Köche international profitieren sollen. 15, pro Saison wechselnde Mitarbeiter, darunter auch kreative Vertreter anderer Branchen, werden auf dem früheren Gelände des „elBulli“-Restaurants in „Cala Montjoi“, 150 Kilometer vor Barcelona gelegen, ihre Köpfe rauchen lassen. www.elBulli.com